Phytat im Fokus

Auf der diesjährigen Internationalen Phytat Konferenz in Bad Neuenahr diskutierten international führende Tierernährungs-Experten intensiv mit Forschern, Wissenschaftlern und Praktikern über neueste Erkenntnisse zu den antinutritiven Eigenschaften des Phytats. Ein weiterer spannender Punkt war der Ausblick auf die sich daraus ergebenden Möglichkeiten, die Futterformulierung durch Phytasen zu optimieren.

Am Rednerpult trafen sich Professor Dr. Markus Rodehutscord, Leiter des Instituts für Tierernährung der Universität Hohenheim, Dr. Mike Bedford, Research Director bei AB Vista, Professor Dr. Hans Stein von der Universität Illinois und Professor Dr. Christina Günther von der WHU Otto Beisheim School of Management.

 

Superdosing reduziert anti-nutritive Effekte (Mike Bedford, Leitung Forschung & Entwicklung, AB Vista)

Für monogastrische Tiere wie Geflügel ist der an Phytin gebundene pflanzliche Phosphor nicht ohne Weiteres nutzbar. Phytasen machen diesen Phosphor für das Tier verfügbar. Das komplett intakte Phytat (IP6), das 6-Phosphat-Reste trägt, wird von Phytasen in einem schrittweise ablaufenden Prozess in niedrigere Ester gespalten. Diese Ester, beispielsweise IP4, IP3 oder IP2, haben jedoch wie IP6 antinutritive Eigenschaften. Selbst in niedrigen Konzentrationen führen diese Phytate dazu, dass zum Beispiel Aminosäuren und Mineralien schlechter verdaut werden.

Abhängig von der Phytase und deren Dosierung unterscheiden sich der Grad des Phytat-Abbaus und die Anteile der Ester, die aus der Phytat-Spaltung hervorgehen. Durch Superdosing mit Quantum® Blue wird Phytat (IP6) bis hin zu IP1 abgebaut. Dadurch werden die antinutritiven Effekte der Phytate minimiert. Außerdem wird aus IP1 im Tier Inositol gebildet, das einen positiven Einfluss auf die Tierleistungen hat.

 

Vorbeugung des Woody-breast-Syndroms durch Superdosing (Mike Bedford, Leitung Forschung & Entwicklung, AB Vista)

Durch den Abbau der Phytate mittels Superdosing steigt die Verdaulichkeit von Spurenelementen wie Zink, Selen, Eisen und Kupfer. Das ist in der heutigen Geflügelhaltung von hoher Bedeutung. Einerseits liegt der Fokus der modernen Genetik auf schnellen Wachstumsraten, die mit einem hohen metabolischen Stress für Broiler einhergehen. Andererseits steigt der Bedarf an Spurenelementen unter Stressbedingungen so an, dass deren Versorgung mit Standardration nicht gewährleistet ist. Das verstärkt den ernährungsbedingten Stress zusätzlich. Studien zeigen, dass Probleme wie das so genannte „Woody-breast-Syndrom“ eine Folge dieser Faktoren sind.

Mit Quantum® Blue Superdosing und Zugabe zusätzlicher Spurenelemente konnte der Schweregrad der wooden-breast-bedingten Erkrankung in Versuchen um die Hälfte reduziert werden. Das ermöglicht hohe Wachstumsleistungen ohne Einbußen in der Qualität des Brustfleischs.

 

Update zum Phytatabbau im Gastrointestinaltrakt von Schweinen und Broilern (Markus Rodehutscord, Professor für Tierernährung, Universität Hohenheim)

Entscheidend für einen vollständigen Abbau von Phytat zu Inositol ist ein umfassendes Verständnis dafür, welche Faktoren den Phytin-Phosphor-Abbau im Verdauungstrakt beeinflussen. Hierin liegt der Schlüssel für eine nachhaltigere Nutzung pflanzlicher Phosphorquellen und Phytasen in der Schweine- und Geflügelernährung. Schwindende anorganische Phosphor-Quellen ebenso wie die aktuelle Emissionsproblematik und nicht zuletzt steigende Futterkosten unterstreichen, wie groß die Bedeutung dieser Zusammenhänge ist.

Der Grad des Abbaus von IP6 durch pflanzeneigene und tierische (endogene) Phytasen ist bei Schweinen und Geflügel sehr unterschiedlich. Offenbar ist beim Schwein die pflanzliche Phytase-Aktivität für IP6-Abbau und Phosphor-Verdaulichkeit ein relevanter Faktor. Voraussetzung dafür ist, dass ein Futtermittel nicht thermisch behandelt ist. Beim Geflügel spielen pflanzeneigene Phytasen eine geringere Rolle, während die tiereigenen, endogenen Enzyme von großer Bedeutung sind. Broiler haben also eine größere Fähigkeit als Schweine, IP6 im Verdauungstrakt abzubauen. Dies wurde in Versuchen bestätigt.

Der IP6-Abbau wird durch Supplementierung von Phosphor, Calcium und exogenen Phytasen beeinflusst. Die Zugabe von Calcium- und Phosphor-Ergänzungen reduziert den Phytat-Abbau und die Verdaulichkeit pflanzlicher Phosphor-Quellen beim Geflügel. Der Zusatz von Phytasen kompensiert je nach Höhe der Dosis diese negativen Effekte mehr oder weniger stark und steigert den gesamten Abbau. Außerdem können zugesetzte Phytasen insbesondere in hohen Dosierungen die Versorgung mit verdaulichen Aminosäuren und Inositol verbessern. Der Einsatz von Phytasen sollte in einer Dosierung von 1500 FTU pro Kilogramm erfolgen, um einen optimalen Effekt zu erzielen.

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Etablierung des Bedarfs von verdaulichem Calcium für Schweine (Hans Stein, Professor für Tierernährung, Universität Illinois, USA)

Der Phosphor-Gehalt in der Tiernahrung kann etwa durch verfügbaren oder verdaulichen Phosphor an den Bedarf der Tiere angepasst werden. Im Gegensatz dazu wird bei Calcium lediglich der Gesamtgehalt in der Diät berücksichtigt. Die Forschungsarbeit von Hans Stein zielt darauf ab, eine Systematik für verdauliches Calcium und dessen Bedarf bei Schweinen zu etablieren. Neben der Calciumquelle selbst gehören das Verhältnis von verdaulichem Calcium / verdaulichem Phosphor und der Einsatz von Phytasen zu den wichtigsten Einflussfaktoren. Durch die Zersetzung des Phytats wird nicht nur mehr verdaulicher Phosphor freigesetzt, sondern auch die Chelat-Bindung von Calcium an Phytat reduziert. Damit steigt die Verdaulichkeit von Calcium in Quellen wie etwa Futterkalk und in der gesamten Ration.

Fütterungsversuche haben gezeigt, dass ein Mangel an verdaulichem Calcium negative Auswirkungen auf die Knochenparameter hat, Überschüsse hingegen zu starken Einbußen in der Leistung führen. Vor allem bei gleichzeitig niedrigem Gehalt an verdaulichem Phosphor und einem zu hohem Gehalt an verdaulichem Calcium verschlechtern sich Tageszunahme und Futterverwertung deutlich. Durch verdauliches Calcium in Kombination mit verdaulichem Phosphor kann die Formulierung künftig wesentlich präziser an den Bedarf der Schweine angepasst werden. Dadurch können Überschüsse oder ein Mangel in der Diät vermieden und die Wirtschaftlichkeit der Schweinehaltung deutlich verbessert werden.

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Der Mittelstand: Fit für die Zukunft? (Christina Günther, WHU – Otto Beisheim School of Management)

Christina Günther stellt dem deutschen Mittelstand in ihrem Beitrag ein gutes Zeugnis aus – und ruft zugleich zu mehr Mut in der Außendarstellung und im Vertrauen auf die eigenen Stärken auf. Untersuchungen haben gezeigt, dass die Gesamtzufriedenheit von Mitarbeitern in KMU größer ist als in Großunternehmen.

Dennoch verbindet man mit ihm häufig eher Tradition als Innovation, mehr „Set-up“ als Start-up. Um den Mittelstand optimal für die Zukunft aufzustellen, muss er die Leistungsträger von morgen – die High potentials der Generation Y – finden und binden. Dabei sollten Unternehmen auf das setzen, was seit jeher zu ihren Stärken zählt und sie von internationalen Großkonzernen abhebt, empfiehlt Professor Günther. Nachhaltiges Wachstum, flexible Arbeitsstrukturen und traditionelle Unternehmenswerte sind für viele junge Menschen heute wichtige Entscheidungskriterien bei der Wahl ihrer Arbeitsstelle. Tatsächlich ist die Generation Y in ihren Wünschen und Werten der heutigen Führungsgeneration viel näher als zumeist gedacht wird. Eine ermutigende Botschaft für unternehmergeführte Betriebe und eine Aufforderung, sich einerseits selbst treu zu bleiben und andererseits auf intelligente und innovative Recruitingmethoden zu setzen.

Der digitale Wandel wird weitere Veränderungen in Geschäfts- und Arbeitsmodellen bringen. Auch die Unternehmenskultur muss mit diesen Änderungen Schritt halten. Doch wenn die Vor- und Nachteile sorgsam abgewägt sind und die Herausforderung gut vorbereitet wurde, sind gerade deutsche Mittelständler mit ihren traditionellen Stärken Flexibilität, Unternehmergeist und Innovationskraft optimal für den digitalen Wandel aufgestellt.